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1864 – Dampfer (in Berlin)

1864 Berlin

1899 verkauft, Verbleib?

 

Groggert 1988, Seiten 93/94:

Am 22. Februar 1864 genehmigte die Polizeibehörde die Errichtung einer neuen Anlegestelle an der Janowitzbrücke in Form eines 24m x 2,7m großen Floßes, und am 27. März 1864 traf als erstes Schiff der neuen Reederei die „Johanna“ in Berlin ein. Von ihr schrieb die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ am 05. April 1864:

„(Dampf-Omnibusse) An der Jannowitzbrücke liegt jetzt, mit Blumenguirlanden geschmückt, ein reizender kleiner Schraubendampfer, der in seinen zwei elegant möblierten Kajüten und auf seinem Vorder- und Hinterdeck etwa 120 Personen bequemen Raum und angenehmen Aufenthalt bietet: es ist das Schiff „Johanna“, den Herren Wittenberg und Kühl gehörig, das erste von 8 kleinen Schiffen, welche im Laufe weniger Wochen hier eintreffen werden, um die Dampfschiff-Verbindung zwischen Berlin, Stralow, Treptow und Köpenick herauszustellen. Bis zur Eröffnung des ganzen Betriebes bleiben die Schiffe zur Disposition von Privatgesellschaften, welche sich derselben etwa zu Vergnügungsfahrten bedienen wollen, wozu die eleganten und komfortabel eingerichteten Schiffe und die Mannschaften in ihrer schmucken Tracht sehr einladen – d.h. bei gutem Wetter, nach dem wir uns so sehr vergeblich sehnen! – Das Büro der Herren Wittenberg und Kühl befindet sich in der Brunnenstraße Nr. 3 – Die Schnelligkeit und leichte Lenkbarkeit dieser, in der Maschinenbauanstalt des Hrn. Keßler zu Swinemünde erbauten Schiffe ist hinlänglich erprobt, erst in den letzten Tagen wieder durch eine Fahrt, welche der Hr. Polizeipräsident mit der Johanna angestellt, und glauben wir, daß sich die Berliner sehr bald mit diesen neuen Partien, zu Wasser nach Köpenick und Sonntags nach Grünau unternommen, befreunden werden, so daß wir dem Unternehmen, wenn es koulant und promt geleitet wird, einen guten Erfolg voraussagen können.“

Zehn Tage später gab die gleiche Zeitung bekannt, daß die regelmäßige Dampfschiffahrt von der Jannowitzbrücke nach Köpenick nun beginnen könne. Inzwischen waren außer der „Johanna“ die Schwesterschiffe „Berlin“ und „Sprea“ eingetroffen. Die einfache Fahrt sollte eine Stunde dauern und 5 Sgr. kosten. Der Fahrpreis nach Stralau oder Treptow betrug 2 1/2 Sgr.

Die „Eisengießerei, Maschinen- und Schiffsbau-Anstalt von Carl Kesseler & Sohn“ lag etwa zwei Kilometer von dem Ryck-Ufer in Greifswald entfernt, so daß der Transport der Schiffe zum Ort ihres Stapellaufs jedesmal ein schwieriges technisches Unternehmen war (Rudolph). 1864 sind zunächst die 17,5m langen, 3m breiten, für je 120 Personen bestimmten Schraubendampfer „Johanna“, „Sprea“, „Berlin“ und „Viktoria“ geliefert worden. Noch im gleichen Jahr baute die Werft eine zweite Serie von 4 gleichartigen, kleinen Dampfern, nämlich „Stralow“, „Treptow“, „Cöpenick“ und die nach einem Lokal benannte „Taverne“.

Schon kurze Zeit nach seiner Gründung wurde das Unternehmen der Herren Wittenberg und Kühl durch eine Geschäftsverbindung mit Louis Sachse in die „Aktiengesellschaft für die Dampfschiffahrt in Berlin und Cöpenick“ umgewandelt, wie dem „Berliner Fremden- und Anzeigenblatt“ vom 23.09.1864 zu entnehmen ist, und daraus entstand der „Berliner-Dampfschiff-Verein“ mit einem Kapital von 50000 Talern. Eine Metallmarke, die der Verein 1865 ausgab, zeigt auf einer Seite einen Raddampfer als Relief, obwohl die Reederei nur Schraubendampfer beschäftigte, auf der anderen Seite die Firmenbezeichnung und die Initialien W & K (=Wittenberg & Kühl).*

* [Gerber: Bei diesen Metallmarken könnte es sich um Fährmarken gehandelt haben. Offenbar war die Firma Wittenberg & Kühl auch in Stettin/Gotzlow aktiv. Im „Wert Marken Forum“ findet sich dazu ein Artikel welcher auch Abbildungen dieser Fährmarken enthält:
https://wertmarkenforum.de/stettin-szczecin-polen-reederei-wittenberg-kuehn-faehrmarken/ ]

Groggert 1988, Seiten 119/120:

Zu dieser Zeit hatte die Berliner Krankgesellschaft ihre Personenschiffahrt auf der Unterhavel aufgegeben. Die SpHDG Stern konnte, nachdem diese Konkurrenz weggefallen war, ihre zeitweilig unbeschädigten Schiffe wieder in Fahrt bringen. Von den kleineren Schiffen hatte die SpHDG Stern 1899 außer der „Electra“ die beiden Dampfer „Berlin“ und „Sprea“ verkauft. 1900 erwarb sie dafür die nur etwa 60 Personen fassenden Dampfboote „Alsen“ und „Else“.

 

 

Trost 1988, Seiten 2 und 3:

Zur gleichen Zeit kam aber auch das erste Dampfschiff im innerstädtischen Verkehr in Fahrt. Der Badeanstaltbesitzer A. Maaß hatte die Idee, seine Badegäste von der Inselbrücke nach der Badeanstalt vor dem Schlesischen Tor mit einem eigenen Dampfer zu befördern. Leider ist von diesem Schiff heute nicht einmal mehr der Name bekannt.

Die Einrichtung schien aber Anklang gefunden zu haben, denn schon 10 Jahre später nahm Maaß‘ Nachfolger, Louis Sachse, 1859 den zweiten Dampfer in Betrieb; er hieß WALDEMAR und fuhr nicht nur nach Sachs’s neueröffneten Wellenbad, sondern auch weiter spreeaufwärts bis Stralau und Treptow. Louis Sachse schloß sich mit den Stettiner Kaufleuten Wittenberg und Kühl zusammen und fuhr ab 22. Februar 1864 mit den 4 neuerbauten Dampfschiffen JOHANNA, SPREA, BERLIN und VICTORIA von der Jannowitzbrücke aus zur Oberspree.

Am 23. September 1864 gründeten sie die „Actiengesellschaft für die Dampfschiffahrt in Berlin und Cöpenick“, die sich kurz danach „Berliner Dampfschiffahrts-Verein“ und etwas später unter der Leitung von Adolf Schultz „Berliner Dampfschiffahrts-Gesellschaft“ nannte. 1876 umfaßte diese Gesellschaft schon eine Flotte von 13 Dampfern.

Die 4 Schwesternschiffe JOHANNA, SPREA, BERLIN und VICTORIA wurden 1864 bei der Eisengießerei, Maschinen- und Schiffbau-Anstalt von Carl Kesseler & Sohn in Greifswald erbaut und hatten gleiche Abmessungen in der Länge von 17,84 m, Breite 3,50 m und eine Verdrängung von 14 t; vermessen waren sie für je 85 Personen.

Alle 4 Dampfer hatten ein wechselvolles Schicksal, über das noch in einem anderen Abschnitt zu berichten wäre, denn diese ältesten Dampfschiffe bildeten 1890 mit den Grundstock zur Flotte der Spree-Havel-Dampfschiffahrtsgesellschaft „Stern“, der späteren Stern und Kreisschiffahrt. Die JOHANNA war am längsten bis 1933 als Fahrgastdampfer in Fahrt, diente dann weiter als Schlepper auf dem Teltowkanal und war 1946 immer noch vorhanden.

Trost 1988, Seite 8:

Fünf der ältesten Dampfer wurden zwischen 1899 und 1902 abgewrackt, bzw. verkauft, darunter WALDEMAR, BERLIN und KLADDERADATSCH, der später DEUTSCHER KRONPRINZ, zuletzt bei der SHDG „Stern“ GREIF hieß. Die VICTORIA ging an die Reederei Schoppe in Havelberg und verkehrte dort auf der Unterhavel bis Rathenow. Dafür bestellte man bei den Stettiner Oderwerken wieder 5 Neubauten, die alle 1904 abgeliefert wurden.

 

Dampfer „BERLIN“ und Kaffenkahn „VORWÄRTS 1817“

Groggert 1988, Seite 2:

 

Damit stellt sich natürlich sofort die Frage, was das für ein eventuell „besonderer“ Kaffenkahn ist.
Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, was dies für ein Bildgemälde ist.
VORWÄRTS 1817, eventuell ein Bezug zu:
Deutscher Bund: Etwa 500 studentische Vertreter deutscher Universitäten treffen sich am 18./19. Oktober aus Protest gegen das ihrer Ansicht nach reaktionäre politische System zum Wartburgfest in Eisenach.

 

Zuletzt bearbeitet 27.09.2024