Menü Schließen

Matador

1889 Prinz Oscar } 1909 Müggel } 1920 Matador – 1975 abgewrackt

Bauwerft: Stettiner Oderwerke

Schiffshistorie in der Datenbank von Uwe Giesler / www.ddr-binnenschifffahrt.de.

 

Groggert 1988, Seite 107:
Die kleineren, aber in der Konstruktion ähnlichen vier Dampfer der Stettiner Prinzen-Klasse, die im Mai 1889 abgeliefert wurden, hießen

Äußerlich unterschieden diese “Prinzen” sich stärker voneinander als die Schiffe der Kaiser-Klasse.

Groggert 1988, Seite 113:
Von den Dampfern der Kieler Prinzen-Klasse übernahm die SpHDG Stern „Prinz August Wilhelm“, „Prinz Oskar“ und „Prinz Joachim“, so daß es bei dieser Reederei nun neben der 1889 von den Stettiner Oderwerken gelieferten „Prinz August“ noch eine gleich große „Prinz August Wilhelm“ und neben der Oderwerker „Prinz Oscar“ noch eine von der Anker-Rhederei übernommene „Prinz Oskar“ gab, bis das Stettiner Schiff später in „Müggel“ umbenannt wurde.

Groggert 1988, Seite 130:
Natürlich blieben gelegentliche Unfälle und Kollisionen von Sterndampfern nicht aus. Sie hatten zumeist keine schwerwiegenden Folgen und konnten die Beliebtheit von Dampferfahrten nicht beeinträchtigen, obwohl die Presse derartuge Ereignisse oft recht plastisch beschrieb.

So berichtete die „Steglitzer Zeitung“ vom Untergang des Dampfers „Treptow“ am 11. August 1909 an der Glienicker Brücke: „Als das Schiff am Steg lag, senkte es sich nach Backbord und versank bis zum Rande des Schornsteins in den Fluten.“ Fahrgäste und Besatzungsmitglieder blieben unverletzt und erlitten auch sonst keinen Schaden.

Dramatischer verlief eine Kollision auf dem Müggelsee, wo die SpHDG Stern vor dem Bau des Friedrichshagener Spreetunnels einen Verkehr zu den Lokalen am südlichen Seeufer unterhielt. „Der Montag“ vom 14. August 1911 schilderte das Ereignis sehr ausführlich: – Zeitungsberichte siehe weiter unten –

Woltersdorf liegt zwar nicht am Müggelsee und der Bug eines 18 m langen Dampfers nicht drei Meter vom Heck entfernt. Aber aufregend war dieses Ereignis doch. Der Dampfer „Müggel“ (ex „Prinz Oscar“) ist nicht ernstlich beschädigt worden. Er war viele Jahre später nach seinem Verkauf noch für lange Zeit als Schlepper „Matador“ auf den Wasserstraßen der Mark Brandenburg zu sehen.

Groggert 1988, Seite 133:
1914 umfasse der Schiffspark der „Spree-Havel-Dampfschiffahrtsgesellschaft „Stern“ folgende 68 Schiffe:
46. Dampfer Müggel (120 Personen)

Groggert 1988, Seite 164:
Die schwer um ihre Existenz kämpfende Spree-Havel-Dampfschiffahrtsgesellschaft „Stern“ hatte vom Kriegsbeginn bis zum Ende der Inflation nur einen Teil ihres großen Schiffsparks gewinnbringend beschäftigen können. In der Absicht, sich gesundzuschrumpfen, verkaufte sie Anfang der zwanziger Jahre einen großen Teil ihrer Schiffe, so daß die Flotte 1924 gegenüber dem Bestand bei Kriegsbeginn nahezu um die Hälfte reduziert war. Nach der Goldmarkeröffnungsbilanz vom 1. Januar 1924 besaß die Gesellschaft noch 24 Dampfer und 5 Motorboote im Wert von insgesamt 94500 Goldmark. Außerdem waren 8 weitere, während der Inflationszeit aufgelegte Schiffe vorhanden, und in dem Bericht zur Generalversammlung am 29. Juni 1925 wurde der Hoffnung Ausdruck gegeben, sie noch 1925 wieder in Dienst stellen zu klnnen. 1924 waren betriebsfähig:
[Müggel ist nicht dabei, sondern:]
Aus „Müggel“ (ex „Prinz Oscar“) wurde der Schlepper „Matador“.

 

Trost 1988, Seite 6:
Die folgenden 4 Schiffe der “Prinzen”-Klasse waren kleiner und Einschraubendampfer; in der Werftliste werden ihre Maße mit einer Länge von 17.00 m und 15,20 m zwischen den Loten angegeben. Sie sind aber später außer einem Dampfer verlängert worden, vermutlich geschah das um die Jahrhundertwende. Nacheinander wurden abgeliefert:

  • PRINZ EITEL FRIEDRICH, Bau-Nr. 282,
  • PRINZ AUGUST, Bau-Nr. 284,
  • PRINZ OSCAR, Bau-Nr. 285 und
  • PRINZ ADALBERT, Bau-Nr. 283.

Der einzige nicht verlängerte Dampfer war der PRINZ OSCAR; hier seine Originalmaße: Länge = 17,00 m, Breite auf Spanten = 3,80 m, über die Berghölzer = 4,80 m, Seitenhöhe = 1,00 m /1,50 m, Tiefgang = 1,00 m, Personenzahl = 160.
Alle 4 Dampfer waren mit einer stehenden Zweifachexpansionsmaschine mit Einspritzkondensatoren ausgerüstet, die 65 PSi bei 180 U/m leistete. Der Einflammrohrkessel hatte eine Heizfläche von 27,17 m², eine Rostfläche von 0,68 m² und einen Dampfdruck von 10 atü.”

PRINZ EITEL FRIEDRICH wurde nach dem 1. Weltkrieg an Gustav Schulz nach Stettin verkauft und fuhr hier als EITEL-FRIEDRICH auf der Strecke Anklam-Demmin; von 1945-1947 lag er in Loitz a.d. Peene und fuhr dann ab 1948 als USEDOM zwischen Stralsund und Altefähr.

Ganz genaue Daten liegen über die beiden Dampfer PRINZ ADALBERT und PRINZ AUGUST vor; sie hatten nach der Verlängerung folgende Abmessungen: Länge = 23,90 m, Breite = 5,07 m, Seitenhöhe = 1,55 m, Tiefgang = 1,06 m, Personenzahl = 180, Verdrängung = 40 t, Ladefähigkeit = 13,5 t, Geschwindigkeit = 15 km/h.

In Fahrt kam PRINZ AUGUST im August 1889 und PRINZ ADALBERT am 14. März 1890. Beide Dampfer wurden am 29. April 1913 an die Prager Moldau- und Elbe-Dampfschiffahrt-Gesellschaft verkauft: PRINZ ADALBERT hieß fortan SLAVOJ und blieb in Prag bis 1935 in Fahrt, PRINZ AUGUST bekam den Namen ZABOJ und fuhr bis 1934. Die Überführungsbesatzung von Berlin bis Magdeburg stellte die SHDG “Stern”; sie bestand aus 8 Leuten, die eine Löhnung von 321,45 Mark bekamen. Nicht nur die Namen dieser Besatzung sind noch bekannt, sondern auch die Verkaufspreise beider Dampfer. 1937 wurden sie auf der Werft Prag-Smichow abgewrackt.

Über das weitere Schicksal des Dampfers PRINZ OSCAR ist leider nichts bekannt.

 

 

 

 

 

 

 

Dampferunfall am Sonntag, den 13. November 1911, 21 Uhr

Kollision der Dampfer „Müggel“ und „Woltersdorf“
„Der Montag“ vom 14.08.1911
Schwerer Schiffszusammenstoß auf dem Müggelsee 

Zunächst erfolgte in der Morgenausgabe folgender Bericht:

Zusammenstoß zweier Dampfer auf im Müggelsee

Auf dem Müggelsee ereignete sich gestern gegen 3/4 10 Uhr abends ein schwerer Dampferzusammenstoß. Ein Woltersdorfer Dampfer rannte einen kleinen Sterndampfer mit solcher Heftigkeit an, daß der Sterndampfer binnen weniger Minuten sank. Die Passagiere des Sterndampfers – etwa 35 Personen – konnten sich rechtzeitig mit der Mannschaft auf das andere Schiff retten.

In der Abendausgabe dann ausführlich:

Das Dampferunglück auf dem Müggelsee

Spoiler

Vom Untergang des Dampfers „Müggel“, der sich wie bereits in der Montagausgabe gemeldet, gestern Abend kurz nach 9 Uhr in der Nähe der Station Bellevue auf dem Müggelsee ereignete, werden noch einige Einzelheiten bekannt:

In der Nähe der Station Bellevue bemerkte der Führer der „Müggel“, Kapitän Berndt, mehrere Ruder- und Segelboote, die seinen Kurs kreuzten. Die „Müggel“ gab keine Warnungssignale, sondern hielt sich hart am Ufer, um auszuweichen. Plätzlich tauchten aus der Dunkelheit die Lichter eines anderen Dampfers auf. Es war der große Personendampfer „Woltersdorf“, der mit 200 Passagieren von Woltersdorf nach Erkner fuhr. Der Kapitän der „Woltersdorf“ hatte richtigen Kurs und konnte die „Müggel“, die gerade aus einer kleinen Bucht hervorkam, nicht bemerken. Erst als die beiden Schiffe sich bis auf etwa 50 Meter genähert hatten, bemerkten sich sich gegenseitig. Der Kapitän der „Müggel“ gab mit der Dampfpfeife kurz nacheinander zwei Signale, die „links halten“ bedeuteten, um den „Woltersdorf“ zu veranlassen, weiter ins offene Wasser zu gehen, da er selbst nur etwa sechs Meter vom Ufer entfernt war und ohne Gefahr des Strandens nicht weiter ausweichen konnte. Dies vom Kapitän des „Woltersdorf“ offenbar verstandene Signal konnte von ihm anscheinend nicht mehr schnell genug ausgeführt werden, und da die „Müggel“ sich in Sicherheit wähnte und weiter vom Ufer abhielt, war die Kollision unvermeidlich. Die sechs Passagiere und die Mannschaft der „Müggel“ konnten an Bord der hinzueilenden Dampfer „Königin Luise“ und „Kronprinzessin Cecilie“ genommen werden.

Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt, und es ist zunächst der Ausfall der Untersuchung durch die Wasserpolizei abzuwarten. Die hebung des gesunkenen Dampfers wird heute noch in Angriff genommen.

_____

Nach den Feststellungen der Dampfschiffahrts-Gesellschaft „Stern“ hatte ihr Dampfer „Müggel“ gegen 9 Uhr abends die übliche Rundfahrt um den Müggelsee von Friedrichshagen  aus angetreten. An Bord befanden sich nur sechs Personen. Als der Dampfer sich in der Nähe des Seeschlößchens befand, mußte er einen größeren Bogen ausführen, da sein Kurs mit Segelbooten stark besetzt war. Bei der Einfahrt zum Müggelsee am Restaurant Bellevue kam aus entgegengesetzter Richtung der Dampfer „Woltersdorf“, der mit etwa zweihundert Personen besetzt war. Der Dampfer „Müggel“ wollte links an dem Dampfer „Woltersdorf“ vorbeifahren und gab auch die vorgeschriebenen zwei kurzen Pfiffe ab. Obgleich das Signal promt beantwortet wurde, änderte „Woltersdorf“ den Kurs nicht. Der Führer der „Müggel“ wollte nun nach rechts ausweichen, doch war dies nicht mehr möglich. Es erfolgte der Zusammenstoß, bei dem die „Müggel“ sofort sank. Die sechs Passagiere wurden vom Dampfer „Königin Luise“ aufgenommen. Unter den Fahrgästen des Dampfers „Woltersdorf“ entstand im ersten Augenblick eine Panik, die sich aber bald wieder legte, da Hilfe schnell zur Stelle war.

Die Schuldfrage wird erst durch das Gericht geklärt werden können. Die Bergungsarbeiten an der „Müggel“ wurden heute früh sofort in Angriff genommen und dürften morgen beendet sein. Der Dampfer „Woltersdorf“ ist nur wenig beschädigt und fuhr heute schon wieder.

 

 

 

Zuletzt bearbeitet 04.11.2024