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Siegesfürst (1909)

1909 Siegesfürst 

Binnenschifferforum: Siegesfürst

Wikipedia: Siegesfürst (Schiff, 1909)

 

Groggert 1988, Seite 148:
Robert Kieck stammte aus einer Familie von Kahnschiffern. Mit seinem Vater war er auf Lastkähnen von Berlin nach Hamburg gefahren, wobei streckenweise gesegelt werden konnte oder das Schiff gestackt werden mußte. 1896 lies er sich in Berlin nieder und bestellte bei Gebr. Maas, Neustrelitz einen Schlepp- und Personendampfer, den er “Gertrud” nannte. 1909 lieferte die gleiche Werft den mit einer 240-PS-Maschine ausgerüsteten 28,5 m langen, 5,16 m breiten Dampfer “Siegesfürst” ab. Als Ersatz für die nach Russland verkaufte “Gertrud” stellte die Gebr. Maas GmbH, Neustrelitz, 1913 den Dampfer “Alexander” her, der der “Siegesfürst” sehr ähnlich, mit einer Länge von 26 m und einer Breite von 4,44 m aber wesentlich kleiner und in der Maschinenleistung mit 130 PS schwächer war. Dieses Schiff, das als Motorschiff noch heute in Betrieb ist, war der letzte Dampfer, den die Neustrelitzer Werft ablieferte, bevor sie in Konkurs ging.

Groggert 1988, Seite 159:
Ein Teil der aus dem fahrplanmäßigen Verkehr gezogenen Fahrgastschiffe ist zeitweise von den Militärbehörden zum Transport von Wachmannschaften oder von Krankenschwestern zu den Lazaretten in Anspruch genommen worden. Der Dampfer “Siegesfürst” der Reederei Kieck fuhr wochenlang mit einer Kommission des Großen Generalstabs und dem Grafen Zeppelin an Bord auf dem Müggelsee umher.
Die Oberste Heeresleitung wollte die Möglichkeiten eines drahtlosen Verkehrs mit Luftschiffen erproben lassen und zugleich Untersuchungen über die denkbare Störung einer derartigen Nachrichtenübermittlung anstellen. Dazu wurde eine Funkverbindung zwischen dem Dampfer “Siegesfürst” und dem Luftschiff “Hansa” [LZ 13] hergestellt.

Groggert 1988, Seite 170:
1930 erhielt der Dampfer “Alexander” bei Gebr. Wiemann in Brandenburg einen geschlossenen Salon, 1938 folgte der Dampfer “Siegesfürst”, nachdem zuvor die “Arcona” ebenfalls ein festes Deckshaus erhalten hatte.

Laut Groggert Seite 210, fuhr der “Siegesfürst” 1935 unter der Flagge der Reederei Ernst Kieck, Berlin SO 36; gemeinsam mit den Dampfern “Columbus”, “Poseidon” und “Alexander”.

Ein Foto der “Siegesfürst” befindet sich bei Groggert auf Seite 251 (1944 in Charter der BVG). „Siegesfürst“ blieb bis zum 12. August 1944 für die BVG im Einsatz.

 

DIE PRESSE – Ostmärkische Tageszeitung

Zusammenstoß zweier Haveldampfer

Berlin, 24. Juli 1910.

In der Nacht zum Sonntag stießen auf der Havel bei Nedlitz die Personendampfer „Siegesfürst“ und „Babelsberg“ zusammen.

Der Anprall war sehr heftig. Der „Babelsberg“, auf dem sich eine größere Anzahl Mitglieder des akademischen Turnvereins befanden, sank 5 Minuten nach dem Zusammenstoß.

Trotz der nach der Kollision unter den Passagieren ausbrechenden Panik konnten sich alle Fahrgäste nach dem „Siegesfürst“ retten, obgleich auf diesem Schiff sich bereits 300 Personen befanden; nur der Maschinist der „Babelsberg“ erlitt leichte Verletzungen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Hinweis:
Nach dem auf der „Siegesfürst“ im Jahr 1929 angebrachten Typschild, war das Schiff für die Beförderung von 310 Personen zugelassen.

 

BERLINER ABENDPOST

Dampferzusammenstoß auf der Havel

25. Juli 1910.

Auf dem Jungfernsee am Durchstich bei Nedlitz ist in vergangener Nacht der Passagierdampfer „Babelsberg“ des Kreies Teltow mit dem Dampfer „Siegesfürst“ zusammengestoßen, und alsbald gesunken.

An Bord des verunglückten Dampfers befanden sich 39 Personen, während auf dem „Siegesfürst“ 340 befanden.

Dank der Besonnenheit des größten Teils des Publikums und dem raschen Eingreifen der Schiffsmannschaft konnten sämtliche Personen gerettet werden. Der „Siegesfürst“ kam mit ungefährlichen Beschädigungen davon.

Der Dampfer „Babelsberg“, auf dem sich hauptsächlich Mitglieder des Akademischen Sportvereins befanden, die einen Ausflug unternahmen, hatte um 1/2 11 Uhr von Nedlitz aus die Rückfahrt nach Beelitzhof angetreten. Das Schiff war mit Lampions hell erleuchtet, und in fröhlicher Stimmung hatten sich die Passagiere auf Deck gelagert. Eben hatte die „Babelsberg“ den Durchstich im Jungernsee passiert, als plötzlich das Schiff mit einem harten Ruck in die Höhe gehoben wurde. Ein lauter Krach von zersplitterten Holz, dazwischen das pfeifende Zischen des auströmenden Dampfes.

Die „Babelsberg“ war mit einem zweiten Dampfer, dem „Siegesfürst“ der Firma R. Kieck in Berlin, zusammengefahren. Der Amprall war so wuchtig, daß die Kommandobrücke der „Babelsberg“ und die Bänke am Bug wie Streichhölzer zusammenbrachen. Das eiserne Gestänke an der Bordwand wurde krummgebogen und der Schornstein umgeworfen. Eine fürcherliche Panik schien auszubrechen und schlimmes Unheil herbeizuführen. Allein die Schiffsmannschaften beider Dampfer erkannten sogleich die Situation, in der man sich befand, und suchten vor allen Dingen die nicht wenig bestützten Passagiere zu beruhigen. Dies gelang glücklicherweise auch rasch und so konnte man unverzüglich mit vereinten Kräften an das schwierige Rettunggswerk gehen, das schleunigst ausgeführt werden musste, da die „Babelsberg“ allmählich zu sinken begann. Innerhalb von 10 Minuten war das rettungswerk vollendet und in wenigen Minuten sank die „Babelsberg“ auf den Grund des Jungfernsees.

Heute Abend wird von Seiten der Verwaltung der Kreischiffahrt des Kreises Teltow mit der Hebung der gesunkenen „Babelsberg“ begonnen werden.

Die Verantwortung für den Zusammenstoß und den Untergang scheint den Kapitän des Dampfers „Siegesfürst“ zu treffen, der, wie er selbst zugab, die abfahrende „Babelsberg“ vom Nedlitzer Durchstich hell erleuchtet gesehen hat und trotzdem den Kurs aufrechterhielt.

Von anderer Stelle wird dagegen behauptet, daß der Kapitän der „Babelsberg“ durch Nichtbeachtung der Signale des „Siegesfürst“ den Zusammenstoß verschuldet habe. Die „Babelsberg“ ist ein kleiner Einschraubendampfer von 21 Meter Länge und 3 1/2 Meter Breite. Das Schiff war nicht versichert.

 

 

„Siegesfürst“ am 01. Juni 1928 an der Schleuse Charlottenburg:

 

 

 

 

 

 

 

 

Zuletzt bearbeitet 20.01.2025