Groggert 1988, Seite 176:
Zu den bedeutensten Motorschiffsunternehmen gehörte die Reederei Otto Schmidt, die ihren Betrieb 1921 mit dem Motorschiff “Forelle” aufgenommen hatte. Als Otto Schmidt seine Anlegestelle an der Schillingsbrücke aufgeben mußte, zog er zur Kottbusser Brücke um. Dabei wurde auch das hölzerne “Dampferhäuschen” mitgenommen und am Landwehrkanal wieder aufgestellt. Es hatte schon Otto Schmidts Großvater , der mit “Äppelkähnen” Obst nach Berlin gebracht hatte, als Laden gedient und wurde deswegen in Ehren gehalten. 1924 hatte die Reederei Schmidt bei Gebr. Winkler in Kalkberge das “Winter-Salon-Motorschiff mit Dampfheizung” “Pik AS” (I) bauen lassen. Es war dem damaligen Geschmack entsprechend mit runden Marmortischen ausgestattet und gehörte zu den ersten Dieselmotorschiffen. Ein ganz ähnliches Schiff war die ein Jahr später in Kalkberge gebaute “Deutschland” (I), mit der die gebrüder Otto und Eduard Winkler zu Pfingsten 1926 ihren Personenschiffahrsbetrieb eröffneten. Otto Schmidt gab 1926 bei der Werft von Bergmann & Westphal in Strahlau das Motorschiff “Herz As” in Auftrag und kaufte das ebenfalls von der Werft Gebr. Winkler hergestellte Motorschiff “Karo As” (I).
Ein etwa gleich großes, 1928 für Otto Schmidt in Kalkberge erbautes Motorschiff verkaufte er sogleich nach der Ablieferung als “Glückauf” an den Schiffseigner Karl Schulz. Flaggschiff der Reederei Schmidt war das 1929 von Gebr. Wiemann, Brandenburg, gebaute 35 m lange, 5,25 m breite Motorschiff “Kreuz As. Mit diesem Schiff, auf dem für 40 Personen Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen werden konnten, veranstaltete die Reederei Schmidt neben Fahrten in die Umgebung Berlins mehrtätige Fernfahrten von der Kottbusser Brücke in Berlin nach Hamburg und nach Stettin.
Groggert 1988, Seite 216:
1938 ließ Otto Schmidt von der Schiffswerft Gebr. Winkler in Kalkberge ein neues, 33,72 m langes, 4,61 m breites breites Motorschiff “Pik As” bauen, das neben dem 1929 von der Werft Gebr. Wiemann abgelieferten 35 m langen, 5,25 m breiten Motorschiff “Kreuz As” auch für Fernfahrten geeignet war. Vor der Fertigstellung des neuen Motorschiffs “Pik As” hatte Otto Schmidt die “Karo As” verkauft und durch ein Schiff gleichen Namens ersetzt. Das 1937 in Dienst gestellte Motorschiff “Karo As” (II) ist durch Umbau des Motorschiffs “Olympia” (ex “Jageteufel”) auf der Werft Gebr. Winkler entstanden. Das bisherige Motorschiff “Karo As” war nach Stettin gegangen und hieß dort bei der Reederei Carl Müller “v. Schill”.
Groggert 1988, Seite 227/230:
Viele Betriebe erweiterten und modernisierten ihren Schiffspark zum Olympiajahr und auch noch in der Zeit danach durch eine Reihe von Neu- und Umbauten. Dabei bevorzugten sie große Dieselmotorschiffe des sog. Berliner Typs mit einer Back und einer Restauration in der darunterliegenden Kajüte. Für die Reederei Otto Schmidt, die 1936 außer ihren Schiffen der As-Klasse das Motorschiff “Olympia” und das Motorboot “Herbert” einsetzte, stellte die Schiffswerft Gebr. Winkler in Kalkberge im Winter 1937/38 durch Umbau der 1925 in Rummelsburg gebauten “Olympia” (ex “Jageteufel”) ein 19,94 m langes, 4,62 m breites neues Motorschiff “Karo As” her. Die Inneneinrichtung des für 175 Personen vermessenen Schiffs entsprach derjenigen des ersten, inzwischen verkauften Motorschiffs “Pik As”: Mahagonietäfelung, Ledersofas, Marmortische. Dieses MS “Karo AS” (II) ist 1939 an Herbert Grundmann verkauft worden, der damals in Weißenfels an der Saale die Personenschiffahrt betrieb und “Karo As” zunächst in “Scharnhorst” umtaufte. Nach dem Krieg wurde daraus das Motorschiff “Freiheit”, das die Reederei Heinz Riedel 1958 übernahm und “Saalefee” nannte. Zwei Jahre später kam es in den Besitz des Bernburger Reiseverkehrs und wurde 1965 an den VEB Verkehrsbetrieb Schwerin verkauft. Nach einem weiteren Umbau und einer Verlängerung auf 26 m ist es als Motorschiff “Vaasa” unter dem Namen der finnischen Patenstadt Schwerins im Betrieb. Bei seiner Indienststellung 1938 konnte niemand das wechselvolle Schicksal der “Karo As” erahnen.
Im Sommer 1938 lief bei Gebr. Winkler in Kalkberge für die Reederei Otto Schmidt ein großer Neubau vom Stapel, der auch für Fernfahrten nach Stettin und Hamburg verwendet werden sollte. Um seine Wasserlage beim Befahren der Elb- und Odermündung zu verbessern, erhielt das 34 m lange, 9 m breite Schiff, das von der Tochter des Reeders auf den namen “Pik As” (II) getauft wurde, ein Spitzgattheck und zwei Schlingertanks. Die Konstruktionspläne stammten wie bei vielen in Woltersdorf und Kalkberge gebauten Motorschiffen von dem Ingenieur Carl Marconi.
Groggert 1988, Seite 253:
Die erste Nachkriegszeit (April 1946): … Wie daraus ersichtlich, konnten zu dieser Zeit auch wieder die ersten Motorschiffe eingesetzt werden. Für die Reederei Otto Schmidt fuhr unter Schweizer Flagge das Motorschiff “Helvetia” (ex “Pik As”, Baujahr 1938) nach Glindow, …
Ein Foto der “Helvetia” befindet sich bei Groggert auf Seite 273
Groggert 1988, Seite 296:
Zu der Zeit, als das erste von einer rheinischen Werft gelieferte große Salonschiff nach Berlin kam (die “Wappen von Berlin”), kündigte sich in der Fahrgastschiffahrt auf Spree und Havel bereits ein Generationswechsel an. Otto Schmidt hatte sich zur Ruhe gesetzt. Seit 1963 besaß die Reederei Karl-Heinz Winkler die Motorschiffe “Kreuz As” und “Europa” (ex “Karo As”, ex “Helvetia”, ex “Pik As”). Die Spandauer Reederei A. Haupt hatte das Motorschiff “Herz As” in Frohsinn umgetauft. “Pik As” (ex “Barbara”), mit der Otto Schmidt noch während der Sommersaison 1963 gefahren war, übernahm 1964 die Reederei Liptow.
Groggert 1988, Seite 218-219:
Die Reederei Tempelhof betrieb ursprünglich die Frachtschiffahrt mit Schleppkähnen und den Schleppern……Paul Tempelhof nahm die Personenschiffahrt von Plötzensee, dem Sitz der Reederei, aus, mit dem Dampfer … auf. Karl Tempelhof setzte von der Mitte der zwanziger Jahre an den Dampfer ….. ein….
“Feenlob” und “Feenlob 2” waren holländische Motorschiffe. Aus der “Feenlob” wurde nach dem Kriege zunächst “Erna” später “Bär von Berlin”, die ”Feenlob 2“ (ex “Porta Westfalica”) erwarb 1950 Albert Krenz und baute sie um zur “Barbara”, aus der nach einem weiteren Umbau das letzte “Pik As” (III) der Reederei Otto Schmidt wurde. “Feenlob” (I) hat ihre ursprüngliche Form behalten.
Groggert 1988, Seite 282:
Kombinierte Fahrten mit Schiff und Autobus führte Otto Schmidt ein, der mehrere Autobusse beschaffte, die mit den Namen seiner Schiffe gekennzeichnet wurden. Aus “Helvetia” (ex “Pik As”) war ein neues “Karo As” geworden, “Herz As” war verlängert und seit 1955 gab es auch wieder ein “Pik As”. Dieses 36,33 m lange, 5,12 m breite Motorschiff war auf der Lanke-Werft durch Umbau aus der “Barbara” des Schiffseigners Albert Krenz entstanden. Bei der “Barbara” handelte es sich um die 1928 in Groningen gebaute “Feenlob 2” (ex “Porta Westfalica”). Albert Krenz hatte dieses Motorschiff, das vor dem Kriege unter der Flagge der Reedrei Tempelhof gefahren war, 1950 erworben und auf der Lahe-Werft äußerlich vollkommen verändert. Anstelle seiner “Barbara” übernahm Krenz von Otto Schmidt ein kleineres Motorschiff, das damals schon auf ein langes Leben zurückblicken konnte.
Die Reederei Otto Schmidt konnte 1957 das Wrack des während des Krieges ausgebrannten Motorschiffs “Kreuz As” zurückerwerben, das damals in Glindow lag. Im Juli 1958 ist das alte Flagschiff der Reederei mit einer Flasche Sekt, die in den Schornstein gegossen wurde, erneut seiner Bestimmung übergeben worden. Aber es hatte sich verändert. Aus dem 1929 von Gebr. Wiemann in Brandenburg gebauten Schiff war ein Doppeldecker mit versenkbarem Kunststoffdach über dem Mittelschiff geworden, der während der Fahrt auf der Havel telefonisch erreichbar war. Otto Schmidt hatte wieder seine vier Asse beisammen, allerdings mit dem Unterschied, daß seine Flotte jetzt 1500 Personen befördern konnte. 1936 hatten die vier Asse nur ein Fassungsvermögen von zusammen 980 Personen. Die Reederei Schmidt fuhr auf dem Landwehrkanal zum Oktoberfest, hauptsächlich aber auf die Havel. Alljährlich zu Beginn der Saison stieg die traditionelle Eierfahrt nach Schildhorn. Für jeden Fahrgast des ersten Schiffes, das an seinen Steg anlegte, spendierte der Wirt ein Ei.
(Bilder der “Kreuz As” und der “Pik As” (III) auf Seite 283
Groggert 1988, Seite 296
Als Otto Schmidt, der nicht nur Binnenschiffer, sondern auch einer der bedeutendsten Weihnachtsbaumhändler Berlins war, im August 1966 verstarb, stimmten alle Tageszeitungen darin überein, daß mit diesem humorvollen Original ein Stück altes Berlin dahingegangen sei.
Fotos der “Herz As” befindet sich bei Groggert 1988 auf den Seiten 177 und 255. Allerdings sehen die Aufbauten dort anders aus, als auf der unten abgebildete “Frohsinn” des Historischen Hafens Berlin?
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