Groggert 1988, Seite 154/155:
Ein Preisausschreiben, dass der Kreis Teltow 1910 in der Absicht veranstaltete, ein großes, rauchlos angetriebenes Fahrgastschiff zu entwickeln, das auch bei höherer Geschwindigkeit keine nachteilige Wellenbildung im Kanal verursachte, brachte keine befriedigende Lösung des Problems.
Bessere Ergebnisse hatten Untersuchungen der Königlichen Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau, die im Frühjahr 1912 abgeschlossen werden konnten…..Die Untersuchungen der Königlichen Versuchsanstalt führten jedoch zur Entwicklung eines ganz neuen Schiffstyps.
Die Schiffswerft Gebr. Sachsenberg in Roßlau a. E. erhielt den Auftrag zum Bau zweier Doppelschraubenmotorschiffe von 30 m Länge und 5,4 m Breite mit prahmartiger Unterwasserform und einem runden Löffelbug.
Aus Gründen der Gewichtsersparnis wurden für den Antrieb je zwei 50-PS-Petroleum-Motoren der Firma Kämper gewählt.
Die Schiffe hatten einen sehr geringen Leertiefgang, weswegen unter dem Boden ein Kiel angebolzt wurde, um die Stabilität bei Seitenschwankungen zu erhöhen. Auf zwei übereinanderliegenden Decks war Raum für 597 Sitzplätze. Nach Ablieferung der ersten beiden Schiffe, die “Neukölln” und “Tempelhof” getauft wurden, erbaute die Werft Gebr. Sachsenberg sogleich zwei weitere Motorschiffe gleichen Typs zum Preise von 33850 M, die allerdings als Dreischraubenschiffe konstruiert und mit je drei 35-PS-Motoren ausgerüstet waren. Sie sind später ebenfalls zu Doppelschraubern umgebaut worden.
Im Sommer 1914 fuhren alle vier Schwesterschiffe, die damals die Namen “Tempelhof”, “Neukölln”, “Teltow” und “Wilmersdorf” führten, mit geladenen Gästen der einzelnen Gemeindeverwaltungen, des Kreisausschusses und des Kreistages in östlicher Richtung kanalaufwärts zur Kaiserregata nach Grünau.
Groggert 1988, Seite 162:
Zwei ihrer großen Motorschiffe, die 1914 gelieferte “Teltow” und “Wilmersdorf”, vermietete die Teltower Kreisschiffahrt, wie die Reederei sich nun nannte, an die “Elite-Rundfahrt G.m.b.H.”. Dieses Unternehmen brachte Berlin-Besucher mit Autobussen zur Stößenseebrücke, wo sie an Bord eines der beiden mit einem Mitropa-Küchen- und Restaurationsbetrieb ausgestatteten Motorschiffe “Elite I” (= “Teltow”) und “Elite II” (= „Wilmersdorf“) gingen und nach Potsdam fuhren.
Ein drittes großes Motorschiff diente als schwimmendes Strandcafe auf dem Kleinen Wannsee, das vierte blieb zunächst gänzlich ungenutzt. [Bild siehe unten]
Groggert 1988, Seite 224/226:
Die Teltow-Werft hatte sofort nach der Übernahme der Schiffe der früheren Spree-Havel-Dampfschiffahrts-Gesellschaft Stern und Gründung der Stern und Kreisschiffahrt als neues Unternehmen mit einem Umbau- und Neubauprogramm begonnen…….1934 hatte die Teltow-Werft ein weiteres, großes Doppelschrauben-Motorschiff gebaut, das außerlich den “Igeln” ähnlich sah. Die beiden Jastram-Diesel des 35 m langen, 6,15 m breiten Motorschiffs “Kurmark”, das für 639 Fahrgäste Sitzplätze bot, waren jedoch, um Erschütterungen zu vermeiden und die Fahreigenschaften gegenüber älteren Schiffen zu verbessern, im Heck untergebracht.
Aber auch die vier großen Motorschiffe der Teltow-Klasse erhielten bequeme Sitzbänke und Tische und zum Teil neue Dieselmotoren.
Groggert 1988, Seite 204/218:
1935 gehörtem dem Reeder-Verband der Personenschiffahrt zwischen Elbe und Oder folgende in Berlin und seiner Umgebung ansässige betriebe und Schiffseigner an:
Stern- und Kreisschiffahrt der Teltowkanal-Aktiengesellschaft:
Motorschiff Teltow – 597 Personen
Motorschiff Tempelhof – 597 Personen
Motorschiff Lichterfelde – 543 Personen
Motorschiff Wilmersdorf – 543 Personen
Groggert 1988, Seite 248:
Im Frühjahr 1945 versank auch das Motorschiff “Lichterfelde” der Stern und Kreisschiffahrt nach einem Bombentreffer oberhalb der Spandauer Schleuse.
Groggert 1988, Seite 255/256, Nach dem II. Weltkrieg 1945:
Das Motorschiff “Tempelhof” und die Dampfer “Theodor Fontane” und “Wannsee” hatten die Besatzungsbehörden sogleich nach Kriegsende in Betrieb genommen. Diese Schiffe haben ebenso wie das Motorschiff “Wilmersdorf”, die Dampfer “Werner v. Siemens”, “Grünau” und eine ganze Reihe von Fahrgastschiffen anderer Reeder die Gewässer um Berlin im Sommer 1946 mit militärischer Besatzung endgültig verlassen. Einsprüche und Gegenvorstellungen gegen die Beschlagnahme, die u. a. vom Verkehrswirtschaftlichen Beirat der Zentralverwaltung Verkehr und vom Betriebsrat der Stern und Kreisschiffahrt an die Generaldirektion Schiffahrt und an den Vorstand der Sozialistischen Einheitspartei gerichtet waren, hatten keinen Erfolg. Sie wurden mit dem Hinweis auf die Potsdamer Beschlüsse und die von der deutschen Wehrmacht in der Sowjetunion angerichteten Schäden zurückgewiesen.
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