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Gentzrode III

1911 Gentzrode III

 

Vorab: Herzlichen Dank an den Leser Herrn R. H. für die maßgebliche Hilfe beim Herausfinden, was das für eine Yacht auf der Ansichtskarte ist (Aufnahmeort, Schiffsname und historischer Artikel!!!).

Yacht Gentzrode III

Aufnahemort: Havel bei Potsdam, im Hintergrund der Schlosspark Babelsberg mit dem Flatowturm (rechts), und dem kleinen Schlösschen (Gastwirtschaft) links.

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Gentzrode ist eine Gutsanlage im Norden des Landes Brandenburg. Wikipedia weist hinschtlich der Eigentümerstruktur aus: „Verschiedene private Eigentümer 1881 bis 1934 … Von Januar 1887 bis 1902 besaß Paul Hoepffner das Anwesen, danach folgten bis 1934 sechs weitere Besitzer.“ Aber Museum Digital erläutert unter Bezugnahme auf eine Bauzeichnung aus dem Jahr 1909:

Spätestens 1907 gehörte Gentzrode dem Rittergutsbesitzer Martin Hewald, der als Teilnehmer an Auto- und Motorbootrennen durch die hauptstädtische Presse ging. Auch er ließ Erweiterungsbauten vornehmen, wie etwa eine Unterkunft für Saisonarbeiter, das „Schnitterhaus“.

Google Books gibt für „Lloyd’s Register of Yachts 1911“ außerdem „Hewald, Martin / Rittergutbesitzer“ als Eigner an:

Ich vermute außerdem, dass die Aufnahme auf einer Erprobungsahrt der Bauwert, also vor oder im Jahre 1911, entstanden ist. Diese hatte in Potsdam in der Nähe der Glienicker Brücke, also in der Nähe wo diese Aufnahme enstanden ist, ihren Sitz (siehe auch ganz unten). Es ist auch gut möglich, dass das Foto direkt von der Glienicker Brücke aus gemacht wurde.

 

Google-Books: MOTOR BOATING – Ausgabe Juli 1911
1911 Gentzrode III

Übersetzung:
Genzrode ist ein 57-Fußer (rund 17 Meter). Sie wurde von Hermann Müller für Fluss-, See- und Küstenkreuzfahrten entworfen und vor kurzem in Potsdam fertiggestellt. Obwohl er einer der jüngsten deutschen Schiffsarchitekten ist, hat der Konstrukteur bereits eine Reihe erfolgreicher Boote auf seinem Konto; aber der neue Kreuzer ist bei weitem der anspruchsvollste seiner Entwürfe.

 

 

Im Forum der Webseite “Freundeskreis Klassische Yachten” gab das Mitglied “nvonholdt” über Herrn Müller am 16.12.2008 folgende Auskunft:

Sehr geehrter Herr M.xxx,
die Havelwerft, Potsdam, wird in den Registern z.B. der Seefahrtkreuzer noch bis 1937 als Bauwerft gelistet.
In der Yacht 47, 1932, Seite 2, wird als Mitinhaber Schiffbau Ing Hermann Müller aufgeführt, der bereits 1932 Inhaber der Potsdamer Schiffswerft war.
Aus einem Artikel aus der Yacht 36/1934 ist herauszulesen, daß die Potsdamer Schiffswerft der Rechtsnachfolger der Havelwerft war.

Anschrift 1924: Havelwerft GmbH, Neue Königstr. 49, Potsdam [heute Berliner Straße]
Anfahrt: Dampferstation Glieniker Brücke oder Straßenbahn Wörther Straße
Anschrift 1937:
Potsdamer Schiffswerft, Neue Königstr. 49, Potsdam
Aktuelle Informationen habe ich leider nicht.
Gruß
N. von H.

 

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Die Havelwerft hat nicht nur Schiffe gebaut, sondern auch einen Polarschlitten, welcher 1912/13 auf der Deutsche Arktische Expedition / Schröder-Stranz-Expedition benutzt wurde. Fachbuchquelle (auch hier):

„… Das Boot wurde hoch auf die Landzunge heraufgezogen, und dann die Last auf die beiden Schlitten verteilt. Während wir sechs Deutsche ……. den niedrigen, aber langen Mansen-Schlitten nahmen, auf dem 6 bis 7 Zentner verladen waren, benutzten die fünf Norweger das kurze Bordergestell des auf der Havelwerft in Potsdam von Ingenieur Müller konstruierten Schlittens. Dieser Müller-Schlitten, dessen Aufbau höher und dessen Kufen schmaler sind als die des Mansen-Schlittens – über die Konstruktion wie die Vor- und Nachteile beider Schlitten wird bei späterer Gelegenheit ausführlicher gesprochen werden – war mit 300 bis 400 Pfund beladen …. “