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1909 – Berlin (Fahrgastschiff)

1909 Elisabeth } Onkel Jenge } Roland IV } 1947 Berlin (1980 verschrottet)

Wikipedia: Elisabeth (Schiff, 1909)

 

Groggert 1988, Seite 136:
Ein reger Personenschiffsverkehr entwickelte sich um die Jahrhundertwende auf den Ruppiner Gewässern…
Für die Reederei Otto Jenge waren bei der Schiffswert Gebr. Maass in Neustrelitz bis dahin die Dampfer „Hildegard“ (Baujahr 1902, Länge 22m, Breite 4,32m), „Elisabeth“ (Baujahr 1909, Länge 26,3m, Breite 4,36m) und „Graf von Zieten-Schwerin“ (Baujahr 1910, Länge 24m, Breite 4,36m) vom Stabel gelaufen.

Groggert 1988, Seite 208/209/210:

Der Dampfer “Onkel Jenge” war die frühere “Elisabeth”. Dieses 26,30 m lange, 4,36 m breite Schiff hatte die Schiffswerft Gebr. Maass Neustrelitz 1909 abgeliefert.

Die gleiche Werft hatte für die Reederei Jenge 1902 die 22,0 m lange, 4,32 m breite “Hildegard” und 1910 den 24 m langen, 4,36 m breiten Dampfer “Graf v. Zieten-Schwerin” gebaut. Alle drei Dampfer hatten vorn und achtern auffallend viele dicht beieinanderstehende Kajütfenster und fuhren ohne Sonnensegel. […]

Wie beliebt die “Elisabeth” einmal gewesen ist, zeigt ein Gedicht von Margarete Müller-Jacobi aus Charlottenburg. Der Dampfer trug den Namen “Onkel Jenge” bis zur Übernahme durch die Reederei Roland, die ihn “Roland IV” nannte. 1947 kaufte Walter Haupt das Schiff und baute es zu dem Motorschiff “Berlin” um, das 1980 nach längerer Liegezeit in Spandau verschrottet wurde.

Mit „Onkel Jenge“ durch die Rupiner Schweiz
Von Margarete Müller-Jacobi aus Charlottenburg

Wer sich will des Lebens freu’n,
Schlafe Sonntags nicht bis neun.
Mit dem ersten Hahnenschrei
Aus dem Bette. Eins, zwei drei
Wird das Ränzel froh gepackt,
Alles Nöt’ge eingepackt,
Und dann geht’s zum Bahnhof hin:
„Sonntagskarte, N e u r u p p i n!“

Kaum, daß dich der Zug gebracht
In die märk’sche Frühlingspracht,
Eilst du zu dem Seegestade;
Denn der Dampfer wartet g’rade,
Der dich trägt durch ganz Ruppin,
Onkel Jenge steuert ihn.
Fröhlich gibt er das Signal.
Ei, da heißt es: „Sput dich mal.“

Wie gemültlich und wie nett
Fährt sich’s auf „Elisabeth“,
Kennt sie doch ein jedes Kind,
Läuft zum Ufer pfeilgeschwind,
Ruft und schreit, sieht es von weitem
Fröhlich diesen Dampfer gleiten,
Wo es steht, ist ganz egal:
„O n k e l  J e n g e , tute mal!“

Herrlich strahlt des Sees Bläue.
Immer wieder und aufs Neue
Sieht man staunnend See und Höh’n,
N e u r u p p i n , wie bist du schön !
Möcht‘ des Alltags nicht gedenken,
Ganz in deine Pracht mit senken,
Trunken machst du Aug und Sinn,
Daß ich ganz bezaubert bin.

A l t r u p p i n  ist nun erreicht.
Langsam unser Dampfer streicht
Durch die Flut den Rhin entlang,
Wo im schmalen Wassergang
Schimmernd grüßt des Ufers Saum
Wie ein holder Maientraum.
Wie im trauten Paradiese
Liegen Gärten, Wald und Wiese.

Vor uns liegt die  N e u e  M ü h l e.
Unter Büschen, schattig, kühle,
Lagern Boote sich am Rand,
Freundlich winket Mädchenhand.
Grüßt den lieben Steuermann,
O n k e l  J e n g e , tute man:
Denn der Bub‘ dort an dem Pfahl
Ruft und bettelt: Bloß einmal!

Stopp, nun sind wir an der Schleuse.
Aus dem tiefen Schiffsgehäuse
Kommt der Heizer flink hervor,
Oeffnet mit das Schleusentor.
Onkel Jenge bringt zum Dank
Schleusenwärter kühlen Trank,
Weiter geht’s mit frohem Lauf,
Denn nun ist die Schleuse auf !

Vor uns liegt der  M o l c h o w  – S e e.
Freundlich grüßen Wald und Höh.
Wohlig dehnet sich die Flut,
Herz und Auge tut das gut.
Kühlend kommt der Wind gezogen,
Munter kräuseln sich die Wogen.
Unsere Tute, kräftig, stark,
Grüßet  M o l c h o w , W e n d e m a r k.

T e e t z e n s e e , wir grüßen dich !
Unser Auge weitet sich.
Dehnen deine klaren Wogen
Stolz sich aus in weitem Bogen,
Daß auch uns’re Seele still
Sich so wohlig recken will;
Denn die Brust wird schier zu klein,
Schließt heut zu viel Wonne ein.

Und nun enget sich der See.
Schau, die kleine, güt’ge Fee,
Die dort winket auf dem Steg,
Streut uns Flieder auf den Weg.
„Onkel Jenge, frohe Fahrt !“
Ruft sie nach Ruppiner Art.
„Für dich rupf ich alles kahl,
Onkel Jenge, tute mal !“ – –

Steuersitz ist schön geschmückt.
Alle Damen sind entzückt.
Onkel Jenge, treu und bieder,
Spendet allen schönen Flieder.
Alles atmet voll Vergnügen
Blumenduft in vollen Zügen
Und mit Jubel, ei potz blitz,
Landen wir in  St e n d e n i t z.

Schöne Fahrt, du gehst zu Ende.
Dankbar ich den Blick noch wende.
Um mit meinen frohen Augen
All die Schönheit einzufangen.
T o r n o w  winkt, der Landungssteg –
Onkel Jenge, alleweg
Denk ich Dein im Erdental,
hör im Traum noch:  T u t e  m a l !

 

 

 

Zuletzt bearbeitet 25.10.2024