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Babelsberg

1876 Babelsberg1995 abgewrackt

Schiffshistorie in der Datenbank von Uwe Giesler / www.ddr-binnenschifffahrt.de.

 

Groggert 1988, Seite 99:

Auch im Westen Berlins entstanden um diese Zeit Villenkollonien, neue Eisenbahnverbindungen und im Zusammenhang damit auch Dampferlinien. 1871 gründeten die Architekten Ende und Böckmann die “Societät Neu Babelsberg”. Mit der Parzellierung des Geländes planten sie eine Dampferverbindung zwischen Klein-Glienicke und Neubabelsberg mit Anschluß an die Wannseebahn. Auf ihren Antrag teilte ihnen das Königliche Hof-Marschall-Amt am 22. Februar 1974 mit:

1876 lieferte die Dresdner Maschinenfabrik und Schiffswerft Uebigau den 20m langen, 3,80m breiten, für 120 Personen vermessenen Dampfer “Babelsberg” ab, der damals noch von der Havel aus über die Landenge an der Glienicker Lake auf den Griebnitzsee transportiert werden mußte. Die Inbetriebnahme der “Babelsberg” war der erste Schritt auf dem Wege zur späteren Einrichtung einer Personenschiffahrt des Kreises Teltow.

Groggert 1988, Seite 110:
Der Betrieb [der Firma/Reederei Ende & Böckmann mit dem Dampfern “Babelsberg” (1876), “Neubabelsberg” (1891) und “Klein-Glienicke” (1899)] ist 1903 von dem Kreis Teltow übernommen worden.” Auf Seite 149 gibt Groggert als Grund an, weil “der Landkreis Teltow nicht daran interessiert war, die Fahrgastschiffahrt auf dem Kanal und aus dem Kanal [gemeint ist der Teltowkanal, dessen offizielle Eröffnung am 02. Juni 1906 erfolgte] nach Potsdam der Initiative privater Unternehmer zu überlassen.” Der Erwerb erfolgte “nach dem Durchstich der Landenge zwischen der Gliencker Lake und dem Griebnitzsee aufgrund eines Beschlusses des Kreistages vom 30. März 1903.” Übernommen wurden neben den drei Dampfern noch ein Anhängerboot und ein kleines Motorboot.

Groggert 1988, Seiten 256/257, nach dem Zweiten Weltkrieg:
Einheitlich grau erschien der nach seiner Bergung generalüberholte Dampfer “Babelsberg” auf dem Wannsee, mit dem die Firma Ende & Böckmann 1876 ihren Betrieb auf dem Griebnitzsee eröffnet hatte.

Bis zur Währungsrefom konnte die Stern und Kreisschiffahrt wieder folgende Dampfer in Fahrt bringen: … “Babelsberg”.

Groggert 1988, Seite 312:
Der kleine Dampfer “Babelsberg”, mit dem die Societät Ende & Böckmann 1876 den Verkehr auf dem Greibnitzsee eröffnet hatte, konnte 1946 gehoben und 1947 mit einen neuen Deckshaus und einem neuen Boden versehen werden. Der Dampfer war im Betrieb der DSU noch bis 1956 im Einsatz und kam dann ohne Maschine nach Bad Berka, wo er als Herberge und Übernachtungsstätte für Schülergruppen verwendet wurde.

 

Trost 1988, Seiten 11/12:

Als 1871 die Wannseebahn eröffnet und die Kolonie Neu-Babelsberg gegründet worden war, brachte die Architektenfirma Ende & Böckmann der Neu-Babelsberger Terraingesellschaft auf dem Landwege einen kleinen Dampfer auf den Griebnitzsee, der dort 1876 seine Fahrten aufnahm.

Er war unter der Bau-Nr. 42 bei der Sächsichen Dampfschiffs- und Maschinenbauanstalt in Dresden-Neustadt erbaut worden und bekam den Namen BABELSBERG, war 21,80m lang, 4,14m breit, ging 0,85m tief und faßte 149 Personen.

Die Zweifachexpansionsmaschine mit Auspuff leistete 35 PSi bei 10 atü Dampfdruck, der Einrohrkessel hatte 16m² Heizfläche.

Diese kleine BABELSBERG hatte ein langes Leben, sie überdauerte ohne Schaden beide Kriege, wurde 1947 auf der Teltow-Werft umgebaut, kam dann ein Jahr später zur D.S.U. nach Berlin-Ost und wurde nach 80 Jahren Fahrtzeit 1956 stillgelegt.

1982 lag die BABELSBERG auf der Ilm in Bad Berka bei Weimar als Stations- und Wohnschiff für “Junge Naturforscher”.

 

 

 

 

DIE PRESSE – Ostmärkische Tageszeitung

Zusammenstoß zweier Haveldampfer

Berlin, 24. Juli 1910.

In der Nacht zum Sonntag stießen auf der Havel bei Nedlitz die Personendampfer „Siegesfürst“ und „Babelsberg“ zusammen.

Der Anprall war sehr heftig. Der „Babelsberg“, auf dem sich eine größere Anzahl Mitglieder des akademischen Turnvereins befanden, sank 5 Minuten nach dem Zusammenstoß.

Trotz der nach der Kollision unter den Passagieren ausbrechenden Panik konnten sich alle Fahrgäste nach dem „Siegesfürst“ retten, obgleich auf diesem Schiff sich bereits 300 Personen befanden; nur der Maschinist der „Babelsberg“ erlitt leichte Verletzungen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Hinweis:
Nach dem auf der „Siegesfürst“ im Jahr 1929 angebrachten Typschild, war das Schiff für die Beförderung von 310 Personen zugelassen.

 

BERLINER ABENDPOST

Dampferzusammenstoß auf der Havel

25. Juli 1910.

Auf dem Jungfernsee am Durchstich bei Nedlitz ist in vergangener Nacht der Passagierdampfer „Babelsberg“ des Kreies Teltow mit dem Dampfer „Siegesfürst“ zusammengestoßen, und alsbald gesunken.

An Bord des verunglückten Dampfers befanden sich 39 Personen, während auf dem „Siegesfürst“ 340 befanden.

Dank der Besonnenheit des größten Teils des Publikums und dem raschen Eingreifen der Schiffsmannschaft konnten sämtliche Personen gerettet werden. Der „Siegesfürst“ kam mit ungefährlichen Beschädigungen davon.

Der Dampfer „Babelsberg“, auf dem sich hauptsächlich Mitglieder des Akademischen Sportvereins befanden, die einen Ausflug unternahmen, hatte um 1/2 11 Uhr von Nedlitz aus die Rückfahrt nach Beelitzhof angetreten. Das Schiff war mit Lampions hell erleuchtet, und in fröhlicher Stimmung hatten sich die Passagiere auf Deck gelagert. Eben hatte die „Babelsberg“ den Durchstich im Jungernsee passiert, als plötzlich das Schiff mit einem harten Ruck in die Höhe gehoben wurde. Ein lauter Krach von zersplitterten Holz, dazwischen das pfeifende Zischen des auströmenden Dampfes.

Die „Babelsberg“ war mit einem zweiten Dampfer, dem „Siegesfürst“ der Firma R. Kieck in Berlin, zusammengefahren. Der Amprall war so wuchtig, daß die Kommandobrücke der „Babelsberg“ und die Bänke am Bug wie Streichhölzer zusammenbrachen. Das eiserne Gestänke an der Bordwand wurde krummgebogen und der Schornstein umgeworfen. Eine fürcherliche Panik schien auszubrechen und schlimmes Unheil herbeizuführen. Allein die Schiffsmannschaften beider Dampfer erkannten sogleich die Situation, in der man sich befand, und suchten vor allen Dingen die nicht wenig bestützten Passagiere zu beruhigen. Dies gelang glücklicherweise auch rasch und so konnte man unverzüglich mit vereinten Kräften an das schwierige Rettunggswerk gehen, das schleunigst ausgeführt werden musste, da die „Babelsberg“ allmählich zu sinken begann. Innerhalb von 10 Minuten war das rettungswerk vollendet und in wenigen Minuten sank die „Babelsberg“ auf den Grund des Jungfernsees.

Heute Abend wird von Seiten der Verwaltung der Kreischiffahrt des Kreises Teltow mit der Hebung der gesunkenen „Babelsberg“ begonnen werden.

Die Verantwortung für den Zusammenstoß und den Untergang scheint den Kapitän des Dampfers „Siegesfürst“ zu treffen, der, wie er selbst zugab, die abfahrende „Babelsberg“ vom Nedlitzer Durchstich hell erleuchtet gesehen hat und trotzdem den Kurs aufrechterhielt.

Von anderer Stelle wird dagegen behauptet, daß der Kapitän der „Babelsberg“ durch Nichtbeachtung der Signale des „Siegesfürst“ den Zusammenstoß verschuldet habe. Die „Babelsberg“ ist ein kleiner Einschraubendampfer von 21 Meter Länge und 3 1/2 Meter Breite. Das Schiff war nicht versichert.

 

 

 

 

 

 

 

 

Zuletzt bearbeitet 18.01.2025