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Heimatland (1905 Fahrgastschiff)

1905 Heimatland – 1952 abgewrackt

Wikipedia: Heimatland (Schiff)

Schiffshistorie in der Datenbank von Uwe Giesler / www.ddr-binnenschifffahrt.de – Foto 1 und Foto 2

 

Groggert 1988, Seite 314:

Zwischen der Schillingsbrücke und der oberen Schleuse des Landwehrkanals grenz der Bezirk Kreuzberg an die Spree, die in ganzer Breite zum Ostsektor gehört. Am Gröbenufer legten auch nach der Teilung der Stadt zunächst noch einige in Ost-berlin beheimatete Schiffe an, obwohl die Kaianlage des früheren „Vereins gewerblicher Motorbootsbesitzer und Fährpächter Berlin und Umgebung e.V.“ im westlichen Bezirk Kreuzberg liegt.

Das war auch am 5. Juli 1951 der Fall, als Kinder von der 33. und 34. Schule im östlichen Bezirk Prenzlauer Berg an die Oberbaumbrücke kamen, um mit dem Schiff zu Ferienspielen nach Hessenwinkel zu fahren. Um 9 Uhr 35 legte die „Heimatland“ ab. 15 Minuten später, etwa 300 m oberhalb der Treptower Eisenbahnbrücke, geriet das Schiff in Brand und explodierte. Da das Feuer im Heck entstanden war, fiel die Ruderanlage aus, so daß der Schiffsführer und Eigentümer die manövrierunfähige „Heimatland“ nicht ans Ufer bringen konnte.

Vermutlich hatte sich beim Tanken übergelaufenes Benzin an dem glühenden Auspuffrohr entzündet. Im Heck war der 200 l fassende Treistofftank untergebracht, dessen Explosion mit einer Strichflamme das ganze Schiff in Brand setzte.

Nur wenige Schüler wagten es, ins Wasser zu springen. Ein Lehrer warf Kinder, die mit brennenden Kleidern umherliefen, über Bord. Arbeiter, die mit dem Bau einer Notbrücke über die Spree beschäftigt waren und zahlreiche Passanten sprangen ins Wasser, schwammen auf das Schiff zu und retteten etwa 60 Kinder. Die Unglücksstelle wurde im weiten Umkreis abgesperrt. Drei Polizeibooten und einem Feuerlöschboot, die auf westlicher Seite an den Sektorengrenzen standen, wurde nicht gestattet, Hilfe zu leisten. Die Anteilnahme der Bevölkerung an diesem tragischen Unglück, die viele Todesopfer forderte, war groß.

Die „Heimatland“ war erst 1951 nach Berlin gekommen. Da ihr Dieselmotor, der schuldhaft war, nicht sofort repariert werden konnte, war ein Otto-Motor eingebaut worden. In der Regel hatten Fahrgastschiffe auch damals betriebssichere Dieselmotoren, die Verwendung eines Benzin-Motors war eine Ausnahme und ein Notbehelf.

 

 

 

 

Zuletzt bearbeitet 08.09.2024