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Alexandria (1844 – Kaiseryacht)

1844 Alexandria } 1887 Anna } 1929 Bruno

Raddampfer – Schleppdampfer – Schlepper

Namensgebung:

nach einem kleinen Schlößchen in der Nähe von St. Petersburg

Wikipedia

Bereits im Jahr 1849 war vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. in Berlin eine erste Binnenyacht mit Namen Alexandria (Schaufelraddampfer) von der Preußischen Seehandlung angekauft worden, die 1887 als ziviles Schleppschiff verkauft wurde.

 

Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins
45.1928, Seiten 123 – 126
„Die Fregatte Royal Louise …. “ von Chr. Voigt

Von Angehörigen des Königshauses, besonders aber von Kaiser Kaiser Wilhelm II. ist die Fregatte zu Segelfahrten oft benutzt worden, wozu leitende Herren aus der Marine eingeladen wurden. Der hohe Gastgeber führte dabei selber das Ruder. Auch die Kaiserin Auguste Victoria hat wiederholt an solchen Fahrten teilgenommen. Ein ständiger Gast auf der Matrosenstation war auch die seekundige Kaiserin Friedrich; sie benutzte vorzugsweise die dortigen Ruderboote, aber auch die Dampfyacht „Alexandria“, die im Jahre 1849 von der Königl. Seehandlung übernommen war.

 

Groggert 1988, Seiten 78-79:
Für das andere aus England gekommene Schiff, das auf der Moabiter Werft nur zusammengebaut wurde, schlug Kayser den Namen „Gazelle“, „Antilope“, „Adler“, „Iris“, „Pfeil“, „Salamander“, „Krokodil“, „Atalante“ zur Auswahl vor.  Aber die Wahl der Namen fiel offenbar nicht leicht. Erst am 24. April vermerkte Rother am Rande des Schreibens der Direktion, S. M. habe ihm bei einer mündlichen Unterredung die Erlaubnis erteilt, das erste Schiff „Alexandria“ und das zweite „Adler“ zu nennen ……..

Eine Probefahrt der „Alexandria“, die ihren Namen nach einem kleinen Schlößchen in der Nähe von St. Petersburg erhalten hatte, fand Ende Juni 1844 mit Staatsminister Rother, den Oberfinanzräten Kayser und Wentzel und geladenen Gästen bis zur Sacrower Heilandskirche und zurück statt. Unterwegs wurden zunächst Tee und andere Erfrischungen gereicht. Höhepunkt der Fahrt war ein Souper in der Herrenkajüte, bei dem Exzellenz Rother einen Toast auf S. M. ausbrachte, den Legationsrat von Philipsborn mit Worten des Danks freundlich entgegennahm. Assessor Hohmann von der Moabiter Werft berichtete weiter:

„Hier auf kehrte die heitere Gesellschaft in der Nähe von Charlottenburg aus der Kajüte, in welcher beiläufig das Thermometer auf 22 Grad [Réaumur] gestiegen war, auf das Verdeck zurück und erging sich hier in der angenehmen Kühlung des wahrhaft schönen Abends bis zur Rückkehr an der Brücke bei Moabit, welche präcis 9 Uhr erfolgte.“

Kurze Zeit später teilte Rother der Direktion mit, der König wünsche, daß die „Alexandria“ nur als Reserveschiff der Seehandlung unter möglichster Sicherung der Inneneinrichtung für Fahrten nach Hamburg eingesetzt werde, wenn die anderen Schiffe wegen Reparaturen aus der Fahrt genommen werden müßten. Ansonsten solle das Schiff während des Sommers in Potsdam „für Allerhöchstdieselben zum Gebrauch liegen bleiben“.

Einige Matrosen von den königlichen Kahnschiffern in Potsdam sollten angelernt werden und die Besatzung der „Alexandria“ verstärken. Tatsächlich hat die „Alexandria“ 1844 nur zwei Reisen nach Hamburg mit 22 bzw. 37 Passagieren durchgeführt. Das in erster Linie zur Verwendung als Dampfyacht Friedrich Wilhelms IV. bestimmte Schiff, das im Unterschied zu den übrigen Schiffen der Seehandlung keinen schwarzen, sondern einen grünen, mit zwei weißen Streifen verzierten Schornstein hatte, ist anläßlich der Gewerbeausstellung in Berlin vom 26. August 1844 an für 14 Tage zwischen Weidenhammer Brücke und Ebertsbrücke ausgestellt worden ………..  

Groggert 1988, Seiten 80, 81:
Manchmal fuhren die Schiffe auch in einem Wasserkorso mit. Ein Schüler des Potsdamer Waisenhauses schrieb am 2. Juni 1846 in einem Brief an seinen Bruder:

„… Der Corso war reizend. Eine unzähliche Menge von schön verziehrten Gondeln und Booten fand ich bei meiner Ankunft auf der Glienicker Brücke zwischen Prinz Karls Garten und den gegenüberliegenden Bergen auf dem großem See versammelt. Wo man das Auge hinwandte, erblickte man Segel und bunte Wimpel. Zwei Dampfschiffe, der „Falke“ und die schöne „Alexandria“ hatten mitten in dieser großen Masse Anker geworfen. Jetzt folgten alle Kähne der Königlichen Fregatte, und der Zug näherte sich der Brücke. Endlich zogen sie auch durch die Brücke nach Prinz von Preußens Bergen zu, und so konnte man alles sehr schön betrachten …“

Groggert 1988, Seiten 88-89:
Im Mai 1849 hatte die neue Leitung der Seehandlung dem König gemeldet, die Flußdampfschiffahrt sei eingestellt und die vorhandenen 10 Dampfer und 19 Schleppschiffe, deren Buchwert mit 360 000 Talern angegeben war, sollten erforderlichenfalls auch mit Verlust verkauft werden.

Der Ausverkauf der Flotte begann damit, daß der Intendant der königlichen Gärten, von Massow, dem Generaldirektor Bloch mitteilte, die „Alexandria“ solle so schnell wie möglich mit Schiffsführer, Maschinist, Heizer und einem ausreichenden Kohlevorrat nach Potsdam zum Ankerplatz der kleinen englischen Fregatte gebracht werdeb. Die weitere Bemannung werde durch „die hier stationierten Mariniers besorgt werden“.

Der Bau der damals 5 Jahre alten, wenig gefahrenen „Alexandria“ hatte 26 350 Taler gekostet. Die neue Leitung der Seehandlung erklärte sich mit einem Kaufpreis von 10 000 Talern einverstanden und schlug als Besatzung bis zum 15.10.1849 Schiffsführer Joachim Kersten (35 Taler monatlich), Maschinist Julius Peip (25 Taler monatlich), Heizer August Sperner (18 Taler monatlich) vor. Am 05. November 1849 begab sich um 10 Uhr der Rendant Jancke an Bord der „Alexandria“ zu deren Übergabe durch den Rechnungsrat Burchard. Das bei dieser Gelegenheit zu prüfende Inventarverzeichnis enthielt nicht nur zwei Kanonen, Signalflaggen und Adlerflaggen, eine Hamburger Flagge, Ausziehtische und Schreibpulte aus Birkenholz, Polsterstühle in braunem Plüsch von Palisander, sondern auch Kaffeebrenner, Kochherd, Teekessel, 2 Spucknäpfe aus Gußeisen, 4 Spucknäpfe aus Messing, ein Nachtgeschirr und Zink, zwei andere aus Porzellan. Ferner wurden übergeben 7 schwarz lackierte Hüte, die die Besatzung getragen hatte, 5 blaue Tuchjacken, 5 blau und weiß gestreifte Hosen, 5 rote wollende Schärpen, 4 kleine schwarze Tücher und drei blaue Leinenhemden.

Der weitere Lebensweg dieses Schiffes, mit dessen Führung zunächst der Pionier-Sergant Zwanziger beauftragt wurde, läßt sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges verfolgen. 1887, als die Werft von Möller & Holberg (die späteren Stettiner Oderwerke) eine neue „Alexandria“, einen Doppelschrauber, ablieferte, der erst 1985 in Jugoslawien verschrottet worden ist, ging der Raddampfer „Alexandria“ (I) an die Firma Benz in Havelberg, die ihn an Aron & Gollnow in Stettin zum Schleppdampfer „Anna“ umbauen ließ. Nach mehrfachen Besitzerwechsel kam das Schiff 1929 an Max Strache in Küstrin, der es als Schlepper „Bruno“ auf Warthe und Netze einsetzte.

Groggert 1988, Seite 110:
Auch das Oberhofmarschallamt folgte der in Berlin und seiner Umgebung eingetretenen Entwicklung und verkaufte die noch von der Preußischen Seehandlung übernommene “Alexandria” 1887 an die Firma Benz in Havelberg, die den Seitenraddampfer bei Aron & Gollnow in Stettin zum Schlepper umbauen ließ.

 

 

– Leider bisher kein Foto –  🙁 

 

 

 

 

 

 

 

Zuletzt bearbeitet 08.07.2025